16 Takthälften zum Auswendiglernen
Schlagmuster gibt es wie Sand am Meer. Und für ein Lied gibt es oftmals mehrere Möglichkeiten es zu begleiten. Nur selten ist es wirklich nötig genau das Schlagmuster zu nehmen, das auch in dem entsprechenden Original verwendet wird. Meist reicht es, wenn es dem Original nur irgendwie nahe kommt. Selbst die Original-Interpreten spielen selten ein Stück wie das andere, sondern wandeln ein Stück immer wieder etwas ab. Also legt man sich anfangs besser eine Handvoll Schlagmuster zu und wählt aus denen immer eines aus, das gerade passt oder dem Stück am nächsten kommt.
Doch wie eignet man sich überhaupt ein Schlagmuster an? Dabei ist es egal, ob man eines für den eigenen Vorrat sucht oder genau ein Originalmuster hinbekommen möchte. Es ist unpraktisch hunderte von Schlagmustern auswendig zu lernen.
Besser ist es, man lernt einige wenige Schlagmuster und lernt dann, wie man diese abwandeln und anders kombinieren kann.
Es gibt allerdings 16 kleine Rhythmus-Pattern (Module), die man auswendig können sollte. Denn die meisten Schlagmuster im 4/4- oder 12/8-Takt kann man genau in diese 16 Pattern zerlegen. Und aus den 16 Rhythmus-Pattern kann man sich hinterher anspruchsvolle Schlagmuster zusammenbasteln.
Elementares
Als Bauelement betrachten wir hier nur vier verschiedene Arten von Schlägen. Es gibt tatsächlich nur vier unterschiedliche Schläge, die man kennen und unterscheiden muss.
- Es gibt
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So banal es sich auch anhören mag, alle Schlagmuster, die nun folgen werden, bauen sich nur aus diesen vier Elementen auf. (Dass man bestimmte Schläge auch stärker oder schwächer ausführen kann oder mal mehr, mal weniger Saiten anschlagen kann, soll vorerst nicht interessieren.)
Dass die Schlagmuster hier in einer Tabulatur aufgeschrieben werden, und daher scheinbar auf dem Kopf stehen, muss ich eigentlich nicht noch einmal erwähnen.
Auch wenn man bei einem 4/4el-Schlag nur vier Abschläge ausführt, hat man immer noch die vier Luftschläge aufwärts. Bei einem 4/4el-Schlag führt man also insgesamt 8 Schläge aus. 4 richtig durchgezogen und 4, die die Saite nicht berühren. Auch wenn die durchgeführten Schläge immer nur eine viertel Taktlänge haben, macht der Arm dennoch ein achtel Bewegungsmuster. Dieses fasst man als 8el-Feeling zusammen. Also alle Schlagmuster, bei denen der Arm 8 Schläge macht, (egal ob auf, ab, oder Luftschläge) das sind Schlagmuster im 8el-Feeling.
Wenn man die Schläge doppelt so schnell ausführt, also in einem Takt insgesamt 16 Schläge (Auf-, Ab-, Luftschläge) ausführt, dann spricht man vom 16el-Feeling. Im Besonderen geht man aber davon aus, dass ein Schlagmuster im 16el-Feeling auch immer anspruchsvoller ist als eines im 8el-Feeling, weil man einfach mehr Kombinationsmöglichkeiten hat. (s.u.) Wenn du Takte im 1/16-Feeling üben möchtest, dann empfehle ich dir, diese vorerst nur halb so schnell (also im 1/8-Feeling) zu lernen. Wenn du zwei- oder mehrtaktige Muster im 1/8-Feeling beherrscht, fällt es dir nicht schwer, das Tempo immer mehr zu erhöhen, bis du sie auch im 1/16-Feeling kannst.
Die beiden Rhythmus-Arten haben eines gemeinsam; und zwar wird bei diesen Schlagmustern immer eine gleichmäßige Auf- und Abbewegung des Armes ausgeführt.
Rhythmus F F | Rhythmus 0 0 |
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Dabei ist es vollkommen gleich, ob man richtige Schläge ausführt... |
...oder bloß Luftschläge ausführt. |
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Die Auf- und Abbewegung der Schlaghand wird nicht unterbrochen. Wenn sehr viele Luftschläge hintereinander folgen, dann kann der Schlag selbst viel kleiner ausfallen, aber man macht keine Pause. Wer das einmal richtig raus hat, der hat auch keine Probleme mehr den Takt zu halten.
Alle Schlagmuster des 8el- und des 16el-Feelings bauen sich, wie schon gesagt, aus Auf- oder Abschlägen auf, die entweder die Saiten berühren oder als Luftschläge ausgeführt werden. Dabei merken wir uns:
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Beachte Alle Zahlen, die gezählt werden, sind Abschläge, alle "und" sind Aufschläge |
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Aber das sollte ja noch aus dem Lagerfeuer- und Folkdiplom bekannt sein.
Wiederholung
die 4 Basis-Rhythmen
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die 16 Basis-Takthälften
Nur werden wir jetzt keine kompletten Schlagmuster lernen, sondern nur Takthälften. Allerdings werden je zwei gleiche Takthälften hintereinander betrachtet. Aber das hat nur etwas mit dem Auszählen dieser Takthälften zu tun, denn die einzelnen Takthälften können ja am Anfang oder am Ende eines Taktes auftauchen, und man muss beide Varianten auszählen können. Also denke daran: lerne jetzt nicht einen kompletten Takt, sondern immer zwei Takthälften.
- Rhythmus AA55 mit Luftschlägen
Die ganze Kunst besteht darin, bei diesem Schlagmuster mal die Saiten zu berühren und mal nicht. Wenn man die Saiten nicht berührt, werden dennoch die Schläge ausgeführt, aber es sind so genannte "Luftschläge".
- In der ersten Takthälfte dieses Beispiels werden nur Abschläge ausgeführt, während die Aufschläge alles Luftschläge sind.
- in der zweiten Takthälfte dieses Beispiels werden nur Aufschläge ausgeführt, während die Abschläge alles Luftschläge sind.
Im Allgemeinen werden die Luftschläge nicht extra angezeigt. Nur für diese Übung werden sie besonders deutlich hervorgehoben.
Im nachfolgenden werden jeweils zwei gleiche Takthälften nacheinander gespielt. Man sollte beim Üben vielleicht darauf achten, dass man eigentlich zwei einzelne Takthälften übt.
Die 16 Rhythmuspattern
Rhythmus 1 1 |
Rhythmus 2 2 |
Rhythmus 3 3 |
Rhythmus 4 4 |
Rhythmus 5 5 |
Rhythmus 6 6
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Rhythmus 7 7 |
Rhythmus 8 8
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Rhythmus 9 9 |
Rhythmus A A
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Rhythmus B B
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Rhythmus C C |
Rhythmus D D |
Rhythmus E E |
Rhythmus F F |
Rhythmus 0 0 |
Damit hätte man 16 Bausteine, bzw. Takthälften, die man wahllos miteinander kombinieren kann. Der Letzte Takt00 scheint zwar ein wenig unsinnig zu sein, aber es gibt tatsächlich einige Schlagmuster, bei denen eine Takthälfte ohne Schläge auskommt.
Einen Großteil der Rhythmen, die euch in euerem Musik-Alltag begegnen lassen sich auf diese 16 einfachen Takthälften reduzieren. In den folgenden Lektionen wollen wir uns aus diesen 16 Modulen wie im Baukastensystem von Lego unsere Rhythmen zusammenbasteln.
Beispiel: Rhythmus 8 9 5 A
der Balladenschlag
Wie man aus den 16 Rhythmuspattern sich neue Schlagmuster zusammensetzt, soll an dem so genannten "Balladenschlag" demonstriert werden. Dieser Schlag ist ein Basis-Rhytmus für Takte im 16el-Feeling. Er eignet sich gut für etwas langsamere Popsongs und für viele Folk-Songs und eben für Balladen im 4/4el-Takt.
8 = + 9 =
+ 5 =
+ A =
= 895A =
Rhythmus 895A versetzt
Den oben gezeigten Balladenschlag wurde in der einfachen Version gezeigt. Aber schon vom Lagerfeuerschlag wissen wir, dass er sich besser anhört, wenn er etwas versetzt gespielt wird. Doch sehr oft werden nicht alle mögliche Betonungen und Akzentuierungen der einzelnen Schläge gezeigt, und man muss sie selbst herausfinden. Wie in diesem Beispiel:
Rhythmus 895A
... sondern alle Schläge werden über die ganzen Linien durchgezogen angezeigt. Der Spieler muss sich selbst überlegen, wie er den Takt betonen möchte.
Und das wäre auch schon das erste Schlagmuster. Dieses Schlagmuster hat eine sehr große Ähnlichkeit zum Lagerfeuer-Schlag, wird jedoch über zwei Takte ausgeführt. Dieses Schlagmuster lässt sich also sehr gut für etwas langsamere Lieder einsetzen, und erhält daher den sprechenden Namen: Balladen-Schlag. Es eignet sich besonders gut für die Lieder, bei denen ein einfacher Lagerfeuerschlag zu langsam ist, aber zwei Lagerfeuerschläger in der gleichen Zeit (also doppelt so schnell) viel zu schnell wären. Ebenso kann er zwei Lagerfeuerschläge hintereinander ersetzen. Beachte, dass dann der Akkordwechsel auf das letzte "und" des ersten Taktes erfolgt (ähnlich wie beim Schnellen Griffwechsel). Man nennt dieses "vorgezogener Griffwechsel".
Das einzige wirkliche "Anfänger-Problem" sind die Luftschlage beim Balladenschlag. Es müssen wirklich drei Luftschläge nach der "1" ausgeführt werden, und noch einmal zwei Luftschläge nach der "3".
Rhythmus AB5A
Wer das mit den Luftschlägen noch nicht gleich hin bekommen sollte, kann auch vorerst versuchen am Anfang nur Abschläge zu spielen. Doch der Aufschlag sollte kurz vor dem zweiten Takt erfolgen.
Der Takt kommt schon um einiges rhytmischer daher. Und wer ganz mutig ist, der kann ja versuchen diesen Schlag etwa doppelt so schnell anwenden.
Ebenso gibt es noch die Möglichkeit, die Luftschläge nicht als Luftschläge auszuführen, sondern als gedämpfte Schläge (siehe Schlagmuster 9 0 0 0). Und wenn man dieses alles berücksichtigt, und auch noch die Techniken anwendet die hier noch gar nicht erwähnt worden sind, kann man sich sicher sein, dass man noch lange nicht alle Möglichkeiten, die einem ein Rhythmus bietet, ausgelotet hat.
Tipp zum Heraushören von Schlagmuster
Ein Schlagmuster auf Anhieb herauszuhören ist nicht leicht. Man benötigt einiges an Erfahrung. Und einige Erfahrungen sammelt man dadurch, dass man einige Schlagmuster lernt. So findet man viel leichter etwas Vergleichbares.
- Beispiel
- Samba-Rhythmen
Und wenn man ein ähnliches Schlagmuster kennt, dann ist es mehr die Aufgabe das bekannte Schlagmuster so lange zu variieren, bis es dem Original so weit nahe kommt, das es für die eigenen Ansprüche reicht. (Es muss nicht immer 100% wie das Original klingen!)
- vgl
- Einfache Variationen der Grundschläge
Beim Zuhören des unbekannten Stück sollte man mit dem Fuß wippen oder mit dem Kopf wippen oder mit der Schlaghand den Beat mitschlagen. Man kann auch alles gleichzeitig machen. Man muss halt nur so schnell mitwippen, wie der Beat ist. Das ist halb so schnell wie die kleinste Zähleinheit. Wenn also die Schläge in 16el sein sollten, dann wippt man mit dem Fuß/Kopf im 8el-Takt. Jeder "Tapp" bzw. jedes vorwärts Nicken ist eine 1 und entspricht einem Abschlag. Jedes "und" bzw. jedes rückwärts-Nicken entspricht einem Aufschlag. Man richtet sein Zählen immer so ein, dass man bis 4 zählen kann. So bleibt die Sache halbwegs übersichtlich, und man bekommt mit, wenn nur Abschläge kommen, und wann Aufschläge mit dabei sind, und wann der Rhythmus stark synkopiert ist.
Man wendet das gleiche an, was man schon für das Durchzählen eines Taktes eingeübt hat.
Wenn es immer noch zu schwer sein sollte, dann schrecke man nicht davor zurück, das Musikstück langsamer abzuspielen, was sich bei einem Midi und einem guten Midiplayer sehr leicht bewerkstelligen lässt, und was sich mit einem entsprechenden MP3-Player für den PC auch mit MP3-Dateien machen lässt. Wer keinen Player finden sollte, der ein Musikstück langsamer abspielen kann, der sollte nicht davor zurückschrecken, mit einem MP3-Editor das Stück so zu verlangsamen, dass das Heraushören kein Problem mehr macht.
Und wenn alle Stricke reißen hilft es immer noch eine Tabulatur des Stückes anzusehen. Dieses gehört dann aber mehr zum "Schlagmuster lernen" als zum "Schlagmuster heraushören".